Laut Plan sollte uns Machhindra um acht Uhr wecken, er tat
es allerdings nicht. So nutzten wir alle die Zeit bis zum Frühstück auf unterschiedliche
Weise. Einige schliefen länger, einige spielten mit den Kindern und ein
Großteil verbrachte den Morgen am Fluss, um dort Wäsche zu waschen. Dabei fiel
der Vergleich mit Waschweibern am Ganges, die den neusten Tratsch austauschen.
Mit liebevoll nepalesischer Verspätung bekamen wir um halb
zehn unser Frühstück – leckere gebratene Nudeln, die ausnahmsweise mal von
allen komplett aufgegessen wurden. Vor der Reise hätten wir uns nicht
vorstellen können, dass Nudeln einmal zu unserem Lieblingsfrühstück werden
würden... Aber in Nepal ist ja bekanntlich alles anders.
Auf dem Tagesplan stand heute zuerst der Besuch der Pelmang
Secondary School, die acht Klassen und zwei Kindergartengruppen umfasst. Nach
einer warmherzigen Begrüßung und erneut vielen Blumenketten durften wir am
allmorgendlichen Sport- und Tanzprogramm teilnehmen, was uns allen viel Freude
bereitete.
Die Kinder betrachteten uns zuerst mit einer Mischung aus
Verwirrung, Faszination und Staunen, aber sie waren sehr neugierig, wurden
immer aufgeschlossener und sangen am Ende unseres Besuches sogar englische
Lieder mit uns. In kleinen Gruppen besuchten wir die Klassen während des
Unterrichts: Nepali, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften. Aufmerksam verfolgten
wir die nepalesischen Lehrmethoden. Der Mathematikunterricht kam schon fast dem
hervorragenden Unterrichtsgeschehen am AAG gleich, während die anderen drei
Unterrichtsfächer eher frontal abliefen. Den Englischunterricht lockerten wir
jedoch durch den bekannten Song „Head, shoulders, knees and toes“ auf, der von
den Kindern begeistert mitgesungen wurde.
Wir unterhielten uns auch ein wenig mit den Lehrern und
sprachen über Möglichkeiten, den Unterricht noch weiter zu verbessern.
Nach dem Mittagessen nahmen die Waschweiber erneut ihre
Position am Ganges ein, es wurde getratscht und ein weiterer Beutel Wäsche
gereinigt. Für den Nachmittag war ein Besuch der Health Post (Krankenstation)
geplant, bei dem wir erfuhren, wie in Nepal eigentlich ein Haus gebaut wird.
Zuerst müssen Steine aus den umliegenden Bergen herantransportiert werden, die
dann auf die richtige Größe zugehauen und abgeschliffen werden. Vom Fluss wird
Sand geholt (dabei helfen alle Dorfbewohner mit), dieser wird für die
Herstellung des Zements verwendet. Wenn man bedenkt, dass die Health Post bis
Dezember dieses Jahres fertiggestellt werden soll, ist es eine schier unmöglich
scheinende Aufgabe. Doch da das ganze Dorf an den Anstrengungen beteiligt ist,
sind wir zuversichtlich, dass das Gebäude rechtzeitig für das Health Camp 2019
fertiggestellt werden kann. Für uns, die einen Hausbau nur in Verbindung mit
Baggern und Maschinen kennen, ist es völlig neu zu sehen, wie dies alles von
Hand verrichtet werden muss.
Wir teilten uns in drei Gruppen auf: Fünf Leute bestrichen
die Fenster- und Türrahmen der Health Post mit der rosafarbenen Grundierung,
ein paar andere pulten zusammen mit den Dorfbewohnern die Früchte aus
Machhindras Kardamompflanzen heraus und der Rest unserer Truppe sortierte die mitgebrachten
Kleidungsstücke, was zeitweise in einem Chaos mittlerer Größe ausartete. Als
endlich alle Klamotten nach Geschlecht und Größe geordnet und ein
deutsch-nepalesisches Frisbeematch beendet worden war, gab es zum Abendbrot –
Überraschung, Überraschung – Dal Bhat. Mehrere Uno-Partien auf Englisch
beendeten unseren ersten Tag in Pelmang.
Zitate des Tages:
„Wenn Asiaten einreisen, müssen wir Deutschen ja dann
einkartoffeln“ Sophie
„Ich hätte noch Pickle und Grünzeug abzugeben“ Marlen beim Abendessen
Dal Bhat Counter: VIII
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