16.10.2018 – Die Maultier- und Touristenplage
Dienstag, 16. Oktober, letzter Wandertag. Eigentlich müsste dies unsere Motivation heben - eigentlich. Doch die Tatsache, dass wir Namche verlassen müssen, sich die Reise langsam dem Ende nähert und uns ein voraussichtlich zehnstündiger Wandertag bevorsteht, lindert unsere Begeisterung erheblich.
Nach unserem leckeren Frühstück verlassen wir Namche Bazaar ausnahmsweise einmal pünktlich nach deutscher Zeit um 7.45 Uhr. Dick eingepackt in unseren warmen Sachen, wohl wissend, dass wir sie nach einer halben Stunde wieder ausziehen werden, beginnen wir den Abstieg in Richtung Lukla. Wehmütig müssen wir die weißen Riesen hinter uns lassen und nach einem letzten Foto vom Mount Everest ins Tal zurückkehren.
Trotz des schönen Wetters kommen wir nur langsam voran, denn bereits nach kurzer Zeit treffen wir auf Massen an Touristen, die nun zu Beginn der Haupttrekkingsaison nach Namche strömen. Sie werden begleitet von annähernd ebenso vielen Maultieren und Kühen, die absichtlich gemächlich zu laufen scheinen. Die dadurch ständig entstehenden Pausen beeinflussen stark unsere Moral. Nicht einmal die Hängebrücken, auf denen man sonst fast alleine laufen konnte, lassen sich nun noch so einfach überqueren. Man torkelt umher und wünscht sich sehnlichst eine Ampel herbei, die Ordnung in dieses Chaos bringt. In diesem Moment fragt sich unsereins, ob eine Gewichtsbegrenzung für Hängebrücken nicht von Nutzen wäre.
Der altbekannte Weg führt uns auch an der Lodge vorbei, in der wir die Nacht vor Namche verbracht haben und ruft allerlei Erinnerungen an die vergangene Trekkingtour wach. Man kann sich sicher unsere Verwunderung vorstellen, als wir bereits nach knapp vier ein halb Stunden den Lunchplatz erreicht haben. Schließlich haben wir uns auf eine weitaus längere Zeit eingestellt. Durch die vielfältige Menüauswahl in Namche, bestellen wir uns zum Mittag unser heißgeliebtes Dal Bhat. Verständlich ist wohl, dass wir Machhindra keinen Glauben schenken, als er die restliche Wanderzeit bis Lukla mit nur drei ein halb Stunden German time angibt – immerhin haben wir während der Reise immer wieder die schmerzliche Erkenntnis gewonnen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen der Nepali time und der German time gibt (meist mindestens das Doppelte).
Trotzdem steigt unsere Laune und wir setzen uns mit Dal Bhat-Power in Bewegung. Viel schneller als gedacht verlassen wir den bekannten Weg und begeben uns aufwärts Richtung Lukla. Zwischendurch entwickeln wir eine neue Geschäftsidee – WiFi-Pony. Die Anregung dazu stammt von einem faulen und von uns allen verachteten Touri, welcher emotionslos auf sein Handy starrend auf einem hilflosen Pferd ritt (er musste wegen seiner Unfähigkeit sogar geführt werden) und die wunderschöne Landschaft um ihn herum ignorierte. Selbst unser gemächliches Tempo war schneller als das seine – zu Pferde wohlgemerkt.
Nach geschlagenen zwei ein halb Stunden kommen wir bereits in Lukla an und treffen auf unsere Trägerfreunde, von denen wir uns am heutigen Abend leider schon verabschieden müssen. Das Abendbrot ist schnell bestellt und die Zeit bis dahin genießen wir entspannt in der Stadt, mit dem glücklichen Hintergedanken nun nicht mehr weiter wandern zu müssen. In verschiedenen Cafés nutzen wir das freie WLAN, um Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen.
Nach dem Abendbrot bereiten wir ein kleines Dankeschön für unsere Träger vor. Jeder bekommt eine Stirnlampe, ein Halstuch, ein Getränk, eine Schokolade und jede Menge andere Süßigkeiten, die wir aus unseren restlichen Riegelvorräten zusammen sammeln. Bereits nach kurzer, nepalesischer Zeit treffen die Träger im Gemeinschaftsraum der Lodge ein und werden freudig von uns empfangen. Nach der kleinen Bescherung und einem lautstarken Resham firee-ree setzen wir uns noch zusammen und spielen gemeinsam UNO. Die Nepalesen können es aber nicht unterlassen vorher noch ihre kohlensäurehaltigen Getränke zu schütteln und durch den Raum zu spritzen. Die schockierten Blicke der anderen Gäste kann man sich sicher gut ausmalen.
Viel zu schnell vergeht der gemeinsame Abend und so fallen wir erschöpft in unsere Betten, hoffend, dass der nächste Tag genauso schönes Wetter bringt, da der gefürchtete Inlandsflug nach Kathmandu bevorsteht.