Mittwoch, 24. Oktober 2018

16.10.2018 –  Die Maultier- und Touristenplage
Dienstag, 16. Oktober, letzter Wandertag. Eigentlich müsste dies unsere Motivation heben - eigentlich. Doch die Tatsache, dass wir Namche verlassen müssen, sich die Reise langsam dem Ende nähert und uns ein voraussichtlich zehnstündiger Wandertag bevorsteht, lindert unsere Begeisterung erheblich. 
Nach unserem leckeren Frühstück verlassen wir Namche Bazaar ausnahmsweise einmal pünktlich nach deutscher Zeit um 7.45 Uhr. Dick eingepackt in unseren warmen Sachen, wohl wissend, dass wir sie nach einer halben Stunde wieder ausziehen werden, beginnen wir den Abstieg in Richtung Lukla. Wehmütig müssen wir die weißen Riesen hinter uns lassen und nach einem letzten Foto vom Mount Everest ins Tal zurückkehren. 

Trotz des schönen Wetters kommen wir nur langsam voran, denn bereits nach kurzer Zeit treffen wir auf Massen an Touristen, die nun zu Beginn der Haupttrekkingsaison nach Namche strömen. Sie werden begleitet von annähernd ebenso vielen Maultieren und Kühen, die absichtlich gemächlich zu laufen scheinen. Die dadurch ständig entstehenden Pausen beeinflussen stark unsere Moral. Nicht einmal die Hängebrücken, auf denen man sonst fast alleine laufen konnte, lassen sich nun noch so einfach überqueren. Man torkelt umher und wünscht sich sehnlichst eine Ampel herbei, die Ordnung in dieses Chaos bringt. In diesem Moment fragt sich unsereins, ob eine Gewichtsbegrenzung für Hängebrücken nicht von Nutzen wäre. 



Der altbekannte Weg führt uns auch an der Lodge vorbei, in der wir die Nacht vor Namche verbracht haben und ruft allerlei Erinnerungen an die vergangene Trekkingtour wach. Man kann sich sicher unsere Verwunderung vorstellen, als wir bereits nach knapp vier ein halb Stunden den Lunchplatz erreicht haben. Schließlich haben wir uns auf eine weitaus längere Zeit eingestellt. Durch die vielfältige Menüauswahl in Namche, bestellen wir uns zum Mittag unser heißgeliebtes Dal Bhat. Verständlich ist wohl, dass wir Machhindra keinen Glauben schenken, als er die restliche Wanderzeit bis Lukla mit nur drei ein halb Stunden German time angibt – immerhin haben wir während der Reise immer wieder die schmerzliche Erkenntnis gewonnen, dass es einen gewaltigen Unterschied zwischen der Nepali time und der German time gibt (meist mindestens das Doppelte). 
Trotzdem steigt unsere Laune und wir setzen uns mit Dal Bhat-Power in Bewegung. Viel schneller als gedacht verlassen wir den bekannten Weg und begeben uns aufwärts Richtung Lukla. Zwischendurch entwickeln wir eine neue Geschäftsidee – WiFi-Pony. Die Anregung dazu stammt von einem faulen und von uns allen verachteten Touri, welcher emotionslos auf sein Handy starrend auf einem hilflosen Pferd ritt (er musste wegen seiner Unfähigkeit sogar geführt werden) und die wunderschöne Landschaft um ihn herum ignorierte. Selbst unser gemächliches Tempo war schneller als das seine – zu Pferde wohlgemerkt. 
Nach geschlagenen zwei ein halb Stunden kommen wir bereits in Lukla an und treffen auf unsere Trägerfreunde, von denen wir uns am heutigen Abend leider schon verabschieden müssen. Das Abendbrot ist schnell bestellt und die Zeit bis dahin genießen wir entspannt in der Stadt, mit dem glücklichen Hintergedanken nun nicht mehr weiter wandern zu müssen. In verschiedenen Cafés nutzen wir das freie WLAN, um Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen.


Nach dem Abendbrot bereiten wir ein kleines Dankeschön für unsere Träger vor. Jeder bekommt eine Stirnlampe, ein Halstuch, ein Getränk, eine Schokolade und jede Menge andere Süßigkeiten, die wir aus unseren restlichen Riegelvorräten zusammen sammeln. Bereits nach kurzer, nepalesischer Zeit treffen die Träger im Gemeinschaftsraum der Lodge ein und werden freudig von uns empfangen. Nach der kleinen Bescherung und einem lautstarken Resham firee-ree setzen wir uns noch zusammen und spielen gemeinsam UNO. Die Nepalesen können es aber nicht unterlassen vorher noch ihre kohlensäurehaltigen Getränke zu schütteln und durch den Raum zu spritzen. Die  schockierten Blicke der anderen Gäste kann man sich sicher gut ausmalen. 

Viel zu schnell vergeht der gemeinsame Abend und so fallen wir erschöpft in unsere Betten, hoffend, dass der nächste Tag genauso schönes Wetter bringt, da der gefürchtete Inlandsflug nach Kathmandu bevorsteht. 


Sonntag, 21. Oktober 2018


3 Wochen Abenteurer gehen zu Ende...

Wir sind wieder alle wieder zuhause. Auch unsere Frau Götz ist zwar verspätet, aber dennoch glücklich heute Abend in Berlin gelandet.
















Drei Wochen Nepal sind vorbei. Um tausend Erfahrungen reicher blicken wir mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Unsere Familien und Freunde wiedersehen, im eigenen Bett schlafen, Duschen,Waschbecken, Toiletten, Nutzung von Taschentüchern, ständig Internet, ständig sauberes Trinkwasser und vor allem gewohntes Essen, von dem der Geschmack schon vor dem Verkosten bekannt ist - die Vorfreude war groß.
Der Abschied vom verrückten Nepal, nicht mehr Namaste sagen, nicht mehr gemeinsam Aufstehen und gemeinsam ins Bett gehen, keine UNO-Runden, kein buntes Kathmandu mehr, keine Kühe mitten auf der Straße und keine Maultiere auf dem Weg, nicht mehr jeden Tag gigantische Berge um sich herum sehen, sich nicht mehr über verschiedene Top 3 Momente des Tages austauschen, kein Dal Bhat mehr und auch keine Momos, keine Nepali Time mehr (d. h. prinzipiell immer eine Stunde mehr einplanen .. oder auch drei Tage ;) - die Zeit in Nepal hat uns sicherlich alle geprägt und für diese einzigartige Erfahrung sind wir unendlich dankbar. Es war vielleicht nicht immer nur schön, aber immer interessant, erlebnisreich und abenteuerlich.
Wer weiter mit uns in Erinnerungen und Reiseberichten schwelgen möchte, ist ❤lich zu unserem Vortrag am 09.11.2018 um 19 Uhr im Humboldthaus Görlitz eingeladen.

Donnerstag, 18. Oktober 2018




15.10.2018 – Zwischen den weißen Riesen
Kurz nach 5 Uhr klopft es bei jedem an der Tür. Es ist also schönes Wetter in Namche. Fast alle rappeln sich aus ihrem mehr oder weniger warmen Bett auf und warm eingemummt gehen wir nochmal zum Viewpoint um den wunderbaren Sonnenaufgang zu beobachten. Nachdem wir eine knappe Stunde die weißen Riesen bestaunt haben, gehen wir wieder zurück zum Hotel um die restlichen Schüler zu wecken und gemeinsam zu frühstücken.


Nach dem Frühstück geht es auf zu einer Panoramatour. Dafür müssen wir erst mal zu dem auf 3880 Metern Höhe liegenden Pass hinauf. Nach einem wunderschönen Blick auf Namche und den Viewpoint und einer kurzen Verschnaufpause geht es weiter zu den weißen Riesen. Überall tun sich neue Blicke auf. Nach Zehntausend neuen Fotos vor den größten und schönsten Bergen der Welt  wie dem Mount Everest, dem Ama Dablam, dem Lhotse und dem Holy Mountain geht es zwischen Gebetsfahnen weiter in den malerischen Ort Khumjung.
Für dieses Gruppenfoto hat Machhindra extra Banner anfertigen lassen.
Nach einer kleinen Teepause machen wir uns zu einem buddhistischen Kloster auf den Weg. Jedoch fällt der Besuch dieses Klosters aufgrund der Öffnungszeiten aus. Somit gehen wir direkt zum Restaurant um Mittag zu essen. Nachdem wir uns gestärkt haben, wandern wir an einer der längsten Manimauern Nepals entlang und bestaunen dabei echte nepalesische Yaks. Kurz vor Ende der Panoramatour können wir doch noch einen Einblick in ein buddhistisches Kloster erlangen. Dort segnet uns der einzige Mönch des Klosters für den anstehenden Inlandsflug und gibt uns tibetische Medizin und Talismane als Glückssymbol mit auf den Weg.


Den restlichen Tag verbringen wir bei Sonnenschein auf der Dachterrasse unserer Lieblingsbäckerei in Namche und in Läden um Souvenirs für uns sowie für unsere Freunde und Familie zu erwerben. Einige entscheiden sich vor dem Abendbrot für einen Besuch des Sherpa Museums, wo wir einen Einblick in das Leben des ursprünglich tibetischen Volkes bekommen, das sich hier in der Region um Namche angesiedelt hat. Nach dem schmackhaften Abendessen packen wir unsere Sachen für die morgige letzte anstehende Trekkingtour nach Lukla.



Place to be - 18.10.2018
Kurz nach sechs Uhr werden wir wie die Tage zuvor durch das unüberhörbare Klopfen Machhindras geweckt. Voller Hoffnung, heute das kleine Örtchen Lukla verlassen zu können, packen wir abermals unsere Schlafsäcke in den Seesack und frühstücken um sechs uhr dreißig im Gemeinschaftsraum der neuen Lodge. 


Wir merken schnell, dass die Frage, wie wir nach Kathmandu gelangen, noch nicht geklärt und die Planung noch im vollen Gange ist. Geschlagene fünf Stunden vertreiben wir uns die Zeit mit lesen, Karten spielen, Postkarten schreiben, schlafen und Musik hören. Natürlich werden auch der German Bakery wieder Besuche abgestattet.


Dann gegen elf Uhr steht fest, dass die ersten 5 von uns vom Warten erlöst sind und mit einem extra gecharterten Helikopter nach Kathmandu aufbrechen können. (Die Auswahl fiel auf die Kranken, Flugängstlichen und Verletzten.) Die anderen zehn verbleibenden bestellen sich zunächst Pizza und Sandwiches um Frustlunch zu halten. Gegen dreizehn Uhr befinden wir Jugendlichen uns im Flughafengebäude und erfahren, dass der Helikoptertrupp wohl doch noch nicht gestartet sei. Somit hofften wir für sowohl für uns als auch für die anderen. Um vierzehn Uhr sitzen wir bangend im Wartebereich wohlwissend, dass gestern um diese Zeit alle Flüge gecancelt wurden. Und fünfzehn Minuten später ist es dann auch so weit, die Ansage eines Mitarbeiters bestätigt unsere aller Befürchtungen - der Flug ist erneut gestrichen, die ersehnte Rückkehr in die Hauptstadt verzögert sich. Zurück in der Lodge bestellen wir uns zunächst Tee und warten aufs Neue. Am Nachmittag führt uns unser Weg lediglich zum Helikopterplatz, wo die Sechspersonengruppe seit Mittag in der Kälte friert. Gegen sechszehn Uhr sehen wir also dabei zu, wie die kleine Gruppe abhebt, einige Runden dreht, um den Versuch zu wagen aus den dichten Wolken auszubrechen und dann wieder landet.



Trotzdem wagt der Helikopter neue Versuche und uns erreicht die Nachricht, dass er losgeflogen ist. Nach 43 Minuten sind die sechs Glücklichen heil in Kathmandu angekommen, wo sie sogleich beginnen die Einkaufslisten der Verbliebenen abzuarbeiten.  In Lukla wird verschiedenes Abendbrot bestellt und versucht die depressive Stimmung zu überspielen- mit Rommé und Mathieus Spiel.

Zitate des Tages:
„Wir sind immer noch in Lukla. Schön hier. Place to be.”  Hr. Schnabel
„Just…Wait.” Ein Flughafenmitarbeiter zu uns nach bereits 2h langen Wartens


Gestrandet in Lukla - 17.10.2018
Am Ende des Tages sollen wir alle niedergeschlagen in Lukla sitzen. Kein Flugzeug hat uns nach Kathmandu geflogen, kein Helikopter wurde für uns frei und selbst unsere alte Lodge ist besetzt. Dabei sah es am Anfang gar nicht so schlecht aus.
Nach extra zeitigem Aufstehen Uhr, um den Inlandsflug nach Kathmandu auch ja nicht zu verpassen, frühstücken wir um 7:00 Uhr in der an den Flughafen Lukla angrenzenden German Bakery. Erste Sorgen um den Inlandsflug machen sich zwar bereits breit, weil der Himmel noch sehr wolkenverhangen ist aber das süße Frühstück lenkt uns erst einmal ab.


Wir warten also auf besseres Wetter, damit die Flugzeuge kommen und wir losfliegen können. Nach 3 Stunden des Wartens macht sich allmählich Unmut breit. So langsam gibt es kaum noch Postkarten zu schreiben und auch die Ideen für Spiele gehen uns langsam aus.
Kurz vor dem Mittag dann die Botschaft: Die ersten Flugzeuge landen. Die Freude ist riesig.
Schnell noch eine Pizza gegessen und die Gruppe für das erste Kleinflugzeug macht sich auf zum Flughafen.


Die Gepäckkontrollen sind sehr schnell erledigt und so landen sechs Schüler plus zweimal Frau Götz  im sehr kalten uns spartanisch eingerichteten Warteraum  des Flughafens, während der andere Teil immer noch in der warmen Bakery oder in der erlebnisreichen Stadt wartet. Die Stunden vergehen, im Warteraum scheint es immer kälter zu werden und auch die Angewohnheit der Nepalesen geräuschvoll auszuspucken macht die Lage nicht besser. Außerdem werden nach und nach die Flüge gecancelt. Unser und besonders das Pech der Leute im Warteraum ist es, dass der für uns bestimmte Flug erst im letzten Moment um 15:15 abgesagt wird.
Nach rund 8 Stunden vergeblicher Wartezeit treffen sich dann alle wieder in der bekannten Bakery. Frustration fasst Fuß und schwarzer Humor gewinnt die Oberhand. Auch die Tatsache, dass wir uns eine neue Lodge suchen müssen hebt die Stimmung nicht gerade.
Der restliche Tag wird ganz unterschiedlich verbracht: ausruhen, Buch lesen, durch die Stadt laufen, Cafés mit WLAN besuchen, einen nepalesischen Actionfilm schauen; solche Dinge halt.
Nach dem Abendbrot gibt es dann einen neuen Lösungsvorschlag um von Lukla nach Kathmandu zu kommen, denn ob das Wetter morgen besser wird, ist nicht auch nur ansatzweise sicher. Der Plan sieht vor, dass morgen vier Hubschrauber jeweils 6 Schüler nach Kathmandu ausfliegen. Wenn das nicht klappt, dann haben wir ein Problem, denn der Flug nach Deutschland ist schon in drei Tagen.

Nichts desto trotz hoffen wir, dass wir morgen zur selben Zeit alle wohlbehalten zusammen in Kathmandu sitzen und über den heutigen Tag lachen können.

Zitate des Tages:
„Janne, du bist unser TalisMANN.“ Vor dem vermeintlichen Flug

Dal Bhat Counter: XI

Sonntag, 14. Oktober 2018

14.10.2018 – Never Ever(r)est


Der Morgen beginnt heute tatsächlich mit Chocolate Pancakes und zusätzlicher Vorfreude, weil uns die Sicht auf den höchsten Berg der Welt bevorsteht. Keine einzige Wolke am Himmel und somit klare Sicht lassen vor allem gewisse Mathelehrer motiviert in den Tag starten.



Gegen neun Uhr verlassen wir Jorsalle und spazieren über Hängebrücken und vorerst flaches Gelände in Richtung Namche Bazar. Der zweistündige Aufstieg über die sogenannte Rampe ist weniger anstrengend als gedacht, denn dank langsamem Tempo und vielen Pausen sind wir bestens akklimatisiert. Entlang des Weges entdecken wir immer wieder Bergriesen, deren Namen schnell erlernt werden, und schon nach kurzer Zeit erreichen wir den ersten Aussichtspunkt. Was wir dort zwischen den Baumen hindurch luken sehen, ist tatsächlich – Mount Everest. Von unserem Aussichtspunkt aus scheint er gar nicht so hoch zu sein. Trotzdem werden begeistert Selfies geschossen und wir bestaunen eine beachtliche Weile gemeinsam mit anderen Touristen den höchsten Berg der Erde.



Wir setzen unsere Wanderung fort und schon gegen Mittag kommen wir am heutigen Tages Ziel, dem bekanntesten Ort für Bergsteiger, an. Nachdem wir im Hotel unsere Zimmer bezogen und eine Nudelsuppe verspeist haben, genießen wir einige Stunden zur freien Gestaltung in Namche Bazar. Der Ort liegt U-förmig aufgebaut mitten in den Bergen und ist als Touristenstopp für eine kleine Shoppingtour mehr als geeignet. Dennoch zieht es uns mehr oder weniger zufällig alle in eine German Bakery, in der wir neben deutschen Backwaren auch freies Wlan auskosten können. In der Sonne auf der Dachterasse sitzend, die Gebetsfahnen im Wind flatternd freuen wir uns über das erreichte Ziel und die vor uns liegenden freien Stunden.



Am Abend schleppt sich der Trupp dann doch noch einmal eine halbe Stunde aufwärts, um den vermeintlichen Sonnenuntergang vor dem Hintergrund des Bergpanoramas zu begutachten. Auch wenn die Wolken unserem Kollektivpusten vorerst leider nur teilweise nachgeben wollen und auch nach Gesangseinlagen nicht weichen, gibt es noch ein happy end. Letztendlich reißt die Wolkenwand auf und Mount Everest & Co. wünschen uns in ihrer Herrlichkeit eine gute Nacht.



13.10.2018 – Rätselhafter Tag


Wir werden gegen 6:30 Uhr geweckt, frühstücken am Vorabend ausgewählte Gerichte und begeben uns auf den Weg nach Jorsalle. Den Tag begleitet uns ein von Mila gestelltes Rätsel „ Im Grabe liegt es, jeder hat es, der Kutscher tut es und der König befiehlt es.“ Um hier auf dem Blog zur Nutzung der Kommentarfunktion zu motivieren – wir warten gespannt auf Lösungsvorschläge unserer Leser.





Die heutige Wanderung verläuft wenig spektakulär und durch vergleichsweise geringere Länge und Schwierigkeitsgrad auch entspannt. Immer wieder legen wir kürzere Pausen ein, noch vor dem Lunchplatz halten wir an einer Lodge für eine Tea-Time.


Die Strecke ist überschaubar und überrascht stellen wir zur perfekten Mittagszeit, gegen zwölf, fest, dass wir den Lunchplatz bereits erreicht haben. Tatsächlich genießbare Nudeln, Reis mit Gemüse und natürlich auch Dal Bhat ergeben eine wunderbare Mittagspause, welche mit einem Stück Schokolade abgerundet wird.
Weiter wandern wir durch das Gebirge, singen Auszüge unseres Lieblingsmusicals und legen eine unglaubliche Anzahl an Pausen ein. Aber neben dem neuen Pausenrhythmus hat sich noch etwas verändert, denn merklich sind wir nun in der Touristenregion angekommen. Nicht länger sind wir die einzigen Europäer, die sich einsame Pfade entlang schlagen – nahezu alle Nationen sind jetzt vertreten und nicht selten treffen wir auf andere Deutsche. Neben den vielen Touristen gibt es weiterhin viele Maultiere und sogar Zoe (eine Kreuzung zwischen Yak und Kuh), mit denen wir unsere Wege teilen.



Etwa eine halbe Stunde vor dem Erreichen unserer Lodge betreten wir den Sagarmatha-Nationalpark, das Naturschutzgebiet um den höchsten Berg der Erde, und kramen zum Eintritt alle noch einmal unsere Reisepässe heraus. Die letzten Meter vor dem Ziel bringen wir dann schnell hinter uns und beziehen begeistert unsere Zweibettzimmer in einer Lodge, direkt neben einem rauschenden Fluss.

Zitate des Tages:

„She is angry“ – sollte eigentlich „She is scared“ heißen und beim Hängebrücke überqueren Rücksicht erzielen          
  
Dal Bhat Counter: XI

12.10.2018 – Der härteste Tag (at least they told us so)



Der Morgen begann durchaus neblig. Als wir aus der Unterkunft traten, konnten wir nicht viel weiter als ein paar Meter sehen und fragten uns, wie wir so den Berg hinunterkommen sollten. Zum Frühstück gab es gebratene Nudeln, die am Abend zuvor von allen positiv aufgenommen und bestellt worden waren … Als sie dann um halb acht Uhr morgens wirklich vor uns auf dem Teller lagen, waren wir von der starken Knoblauchnote, freundlich ausgedrückt, eher weniger begeistert. Also verbesserten wir den Start in den Morgen mit ein paar Packungen Kokoskeksen.

Für unsere Verhältnisse liefen wir zeitig um acht Uhr zehn los, mit der motivierenden Aussicht, in fünf Stunden unser Mittagessen zu bekommen. Durch den Nebel wanderten wir hinunter ins Tal.
Als wir das erste Steilstück überwunden hatten, wurde der Weg besser begehbar und folgte mehr oder weniger dem Muster up-down-up-down. Der Nebel machte es immer noch zu einem Abenteuer, die Schritte richtig zu setzen. Hin und wieder kam uns eine Maultierkarawane entgegen, sodass wir uns regelmäßig an die Felswand quetschen mussten, um nicht umgetrampelt zu werden.



Nach sage und schreibe sechs Stunden Nebelwanderung und der Überquerung unseres dritten Passes erreichten wir um vierzehn Uhr unseren Lunchplatz. Mehr und mehr merkten wir, dass wir die unsichtbare Grenze zur Touristenregion überschritten hatten. In der Lodge gab es sogar eine europäische Toilette, was für uns ja schon den puren Luxus darstellte – nach anderthalb Wochen französischen Klos. Zum Mittagessen gab es wahlweise Dal Bhat oder gebratenen Reis, zusammen mit der wunderschönen Aussicht auf weiße Nebelwände. Nachdem die größte Erschöpfung überwunden worden war, entschieden wir einstimmig, am Nachmittag noch weiterzulaufen und Kälte und Nebel zu trotzen. Belohnt wurden wir hin und wieder mit einer Bergspitze, die aus den Wolken hervorschaute.


Nach weiteren drei Stunden Wanderung erreichten wir schließlich müde und erschöpft unsere Lodge, die direkt am Wasserfall lag und uns zum Abendessen tatsächlich mit Pommes und Spiegelei verwöhnte.
Imserki!

Dal Bhat Counter: XI (unverändert (: )


11.10.2018 - Wandern oder doch schon Klettern? 2500 Höhenmeter an einem Tag


Nach einer wiederholt mehr oder weniger durchfrorenen Nacht beginnt der Tag mit einem luxuriösen Frühstück. Wir dürfen zwischen Pancake, Kartoffelpuffer, Chapati, Tibetan Bread und Tsampa-Porridge wählen. Aufgrund der eher schmal ausfallenden Portionen immer noch etwas hungrig machen wir uns auf den Weg hinunter ins 1000 Meter tiefer gelegene Tal um eine weitere Hängebrücke zu überqueren. Beim Aufbruch entdecken wir unsere erste schneebedeckte Bergspitze zwischen den Wolken. Spätestens jetzt wird uns klar: Wir sind wirklich auf dem Dach der Welt und wir kommen unserem Traum, den Mt. Everest zu sehen, mit jedem Schritt etwas näher.


Nach einer kurzen Verschnaufpause, in welcher  wir unsere Vorräte an Riegeln plündern und einige frische Bananen vertilgen (die Bananen schmecken hier sehr viel besser als in Europa), erklimmen wir die 1200 Höhenmeter bis zu unserem Lunchplatz. Nach einer großen Portion gebratenem Reis und etwas Zeit zum Krafttanken sind wir bereit für den weiteren Aufstieg. Außerdem gibt es hier herrliche Blicke auf den Mera-Peak, der sich mit seinen 6400m aus den Wolkenlöchern abzeichnet. Der weitere Weg entpuppt sich allerdings als „Nepali-flat“ (mittelmäßig steiler Anstieg) und so erreichen wir schneller als gedacht den zweiten Pass unserer Tour, wo wir auch gleich mehrere „Passbilder“ schießen.



Eine reichliche halbe Stunde später und 100 Höhenmeter tiefer kommen wir schon am heutigen Tagesziel an und inspizieren unsere Zimmer. Besonders freuen wir uns über die kleine Glühbirne in jedem Raum, welche wir nach der letzten Nacht ohne Strom zu schätzen wissen. Auch die Wahl des Abendessens ist wieder jedem selbst überlassen; während sich die meisten für Nudeln mit Tomatensoße entscheiden, essen andere Momos oder Dal Bhat (da dies nur eine Person betrifft, steigt der Counter nicht ;) ). Den restlichen Abend verbringen wir gemeinsam mit einer heißen Tasse Zitronentee im Diningroom.

Zitate des Tages:

„Don’t worry, chicken curry!“ Machhindras Motivationsmantra

„Welches dieser beiden Häuser ist unser Lunchplatz? – Immer das, was weiter weg ist.“ Die Realität

10.10.2018 – Ausflug ins Dschungelbuch


Der letzte Tag in unserem Patendorf Pelmang beginnt mit der einmaligen Begebenheit, dass Machhindra uns pünktlich nach German Time weckt. Um 6:30 Uhr pellen wir uns also aus unseren Schlafsäcken, um nach Plan 8:00 Uhr abreisbereit zu sein. Doch bevor wir gegen 10:00 Uhr das Dorf verlassen,  werden wir noch von den Dorfbewohnern mit unzähligen Kathas und Blumenketten herzlich verabschiedet. Nach drei erlebnisreichen Tagen in Pelmang haben wir uns eingelebt und die  Menschen sehr lieb gewonnen.  Nun wieder aufzubrechen fällt uns dadurch schwer.



Als wir dann nach einem nudeligen Frühstück erst einmal einige Höhenmeter noch innerhalb Pelmangs überwinden, wird auf dem Weg ein letztes Mal ein Patenkind besucht. Während ein Teil der Gruppe dem Besuch eine Pause am Wegesrand vorzieht, bietet uns Wartenden eine nepalesische Frau spontan noch Milch aus ihrem Kanister an. Auch wenn wir die freundliche Geste sehr zu schätzen wissen, sollte man mit solchen Angeboten aufgrund der Infektionsgefahr leider vorsichtig sein.  In der ersten größeren Pause nach weiterem Anstieg bieten uns unsere Porter Zuckerrohr an -eine typisch nepalesische Süßigkeit, die bei uns anfangs noch eher auf Skepsis stößt. Stücke werden probiert, für Zuhause mitgenommen und allgemein als lecker empfunden. Wir wandern weiter durch das wunderschöne Gebirgspanorama, überqueren die bisher wackeligste und gruseligste „Brücke“ und werden erneut von Blutegelarmeen attackiert. Wir sind alle froh, als wir die Wiesen, das Revier der Blutegel, hinter uns lassen und uns in Khiroule an einen fantastisch gedeckten Lunchtisch mit herrlicher Aussicht setzen konnten. Der Dal Bhat Counter freut sich.
Bevor wir weiterlaufen, wird uns allen überaschenderweise eine Katha umgelegt. Der Grund für diese besondere Verabschiedung ist ein sehr bewegender; dem Sohn des Wirtes konnte letztes Jahr durch das von Frau Götz organisierte Health Camp eine Erblindung erspart werden.



Auf dem weiteren Aufstieg kommen wir sowohl an einem buddhistischen Mönchskloster als auch an einer von Unkraut bewachsenen Stupa mit sehr sehenswertem Schild vorbei. Die Wanderung durch die Wälder ist wie ein Ausflug ins Dschungelbuch und schon bald erreichen wir unseren ersten Pass und knackten somit die 3000m Grenze. Danach ging es genau so steil bergab wie vorher bergauf und nach einer Stunde, in der wir um unsere Knie und Knöchel bangten, erreichten wir unsere Lodge.
Da wir bereits eine lange Strecke zurückgelegt haben, gehen wir nach dem Abendbrot und ein paar Runden UNO schlafen – zur Freude aller in ganz weichen Matratzen.
Imserki!


Zitate des Tages:

„Finden Sie es eigentlich normal, an einem Tag 1600 Höhenmeter zu überwinden?“ – Emilia zu Frau Götz über die heutige Wander(tor)tour

Dal Bhat Counter: XI


9.10.2018 – Sauberkeit und Arbeitseinsatz


Über einen klassischen Morgen in Pelmang: Es ist circa sieben Uhr nepalesischer Zeit. Im Schlafsack hat sich nach dem ewigen Herumwälzen am Abend dann doch die optimale Schlafposition gefunden, die nun bald zu verlassen gedacht werden muss. Durch das kleine Fenster fällt ein wenig Licht in das Vierbettzimmer. Vor dem Flachbau sind schon unsere unermüdlich freundlichen Gastgeber zu hören, die bereits mit den Vorbereitungen für die morgendliche Tea-Time und das Frühstück begonnen haben. Nun wird es mit jeder Minute lauter, denn sobald die ersten Kinder draußen geräuschintensiv ihre neuen Murmeln rollen, ist mindestens eine weitere Person  von uns, die im Flachbau mit Gemeinschaftsraum übernachten, ebenfalls erwacht. Ist dieser Fall eingetreten, lassen die morgendlichen Wühlereien in den Seesäcken nicht mehr lange auf sich warten. Da in diesem zukünftigen Office sowohl unsere drei Schlafräume, als auch der große Gemeinschaftsraum zum Dach hin miteinander in Verbindung stehen und entsprechend unter dem Dach nicht geschlossen sind, teilen wir uns sozusagen alle ein großes Zimmer mit noch größerer Geräuschkulisse. Auch in der zweiten Schlafstelle, dem Haus von Machhindras Bruder Nandras, geht es so ähnlich zu und schon gegen sechs Uhr werden draußen fleißig Steine für die künftige Krankenstation geschliffen. Schlagartig sind so alle aufgewacht und nach kurzem Genuss des letzten gemütlichen Augenblicks wird auch schon die Zimmertür aufgestoßen und  das helle Licht der warmen Morgensonne fällt erbarmungslos ein. Ein weiterer sonniger Morgen wartet auf uns.

Beschreibung: F:\DCIM\100NCD90\dorfvonoben.jpg

Am elften Tag unserer Reise erwarten uns endlich der nepalesische Bergfluss und eine zweite Willkommensfeier in der Primary-School.

Am Morgen gibt es erst einige Streitigkeiten über das deutsch-nepalesische Zeitgefühl, das ist aber schnell vergessen, als wir endlich zur ersehnten Waschgelegenheit am Fluss aufbrechen. Das Vorfrühstück stellen dabei Tee und dazu ein paar Kekse dar. Gegen halb neun spazieren dann neunzehn fünf Tage lang ungewaschene Deutsche durch Pelmang und besuchen auf dem Weg zum Fluss zwei Patenfamilien. Die Waschstelle lässt sich als reißender, eiskalter Bergfluss mit vielen Steinen beschreiben, der mit plötzlichen Untiefen überrascht. Nichtsdestotrotz findet jemand, der sich lange auf eine Möglichkeit zum Waschen gefreut hat, hier eine geeignete Stelle.


Etwa eine Stunde später kehrt die Gruppe mit frisch gewaschenen Haaren, gutem Geruch und großem Hunger wieder zurück. Das eigentliche Frühstück wird dann um halb elf eingenommen. Es besteht zu unserer großen Überraschung aus Pommes mit Chili-Dip und Salz. Nachdem wir mit deutscher Kost (in nepalesischem Stil) gesättigt sind, beginnt die Arbeit. Die Fenster- und Türrahmen des im Bau begriffenen health post (Krankenstation) müssen gestrichen werden. Das heißt für uns harte Arbeit im prallen Sonnenschein und wir sind froh, dass wir nicht mit den fleißigen Steinmetzen tauschen müssen. Bis Ende Dezember soll die kleine Krankenstation fertig sein, und uns wird klar, dass bei so viel Handarbeit wohl wieder nepalesische Zeiteinheiten gelten werden. Außerdem freuen wir uns, dass wir ein wenig der bislang immerhin schon zu 2/3 abgesicherten Finanzierung durch unsere Arbeit abnehmen konnten. Andere Arbeitsgruppen bringen eine Anschrift an das Office an (das Gerüst ist auch hier „Nepali Style“),  weiterhin verzieren unsere Künstler die Wand des selbigen mit drei  Mandalas herrlichen Mandalas. Außerdem gibt es noch weitere Patenkinder zu besuchen.



Parallel werden schon die ersten Kleidungstücke ausgegeben und anprobiert, bis es dann um vierzehn Uhr endlich wieder Dal Bhat zum Mittagessen gibt.
Nach der Verköstigung geht es direkt in die Primary School, wo wir freundlich von den Dorfbewohnern empfangen und auf unsere Sitzplätze, frontal zu den Nepalesen, geleitet werden. Nach Gruß- und Dankesworten werden uns Geschenke überreicht. Darunter befinden sich zum Beispiel zahlreiche Gebets-und Schutztücher (Mala), mehrere Bambusflechtereien, ein Messer und ein Hut. Sobald dem Protokoll Genüge getan ist, beginnt das eigentliche Programm. Angefangen mit der Primary-School werden uns einstudierte Tanzeinlagen dargeboten und am Ende tanzen sogar wir zu einem Lied der Secondary School mit. Um wetterbedingt nicht kaltzulaufen, veranstalten die Kinder zwischendurch auch einen Wettkampf im Sackhüpfen.


Der Nachmittag geht durch den Andrang auf die Kleiderausgabe hektisch in den Abend über, die erst mit dem Abendbrot um viertel zehn endet. Kleiderausgeben ist dabei keinesfalls so einfach wie es vielleicht für den Laien vorerst klingen mag. Die in Deutschland fleißig gesammelten Kleiderspenden liegen sorgfältig sortiert auf einer Plane am Boden des Office und durch die Tür drängen mal größere, mal kleinere Gruppen Dorfbewohner. Für Männer, Jungen und Mädchen ist immer schnell etwas Passendes gefunden, aber die nepalesischen Frauen zeigen sich schon eher wählerisch. Kritisch werden die verschiedenen Dresses, Shirts und Skirts betrachtet und oft mehrfach umgetauscht, aber letztendlich verlassen alle den Raum mit fröhlicher Miene und einigen neuen Teilen.



Zu Essen gibt es dieses Mal das traditionelle Pelmang-Gericht „Diro“, welches  aus Schwarzhirse und Pickle besteht und zusammen mit Kartoffelcurry gereicht wird. Auch wenn dieses extraordinäre Nahrungsmittel eigentlich mit der rechten „reinen“ Hand gegessen wird, trauen wir uns nur mit Besteck und kritischem Blick.



Unseren letzten Abend in Pelmang verbringen wir damit nepalesische Lieder zu singen, zu tanzen und dem Versuch die bevorstehende siebenstündige Wanderung zu verdrängen. Fast panisch werden nebenbei die letzten See- und Rucksäcke bereit gemacht. Später sinken wir durch das ausgelassene Feiern in einen angenehmen Schlaf.

Zitate des Tages:

„Die Kinder bewegen sich ja.“ Josephine beim Traubenzucker verteilen

„Das Patenkind liegt auf dem Weg.“ Frau Götz über Wohnort der Patenfamilie

„Ich kann sowieso keine Nasen malen.“  anonym zur Götzschen Aufforderung beim Streichen des Gebäudes Nasen zu vermeiden

Dal Bhat Counter: X


8.10.2018 - Start in die neue Woche


Um halb acht waren wir alle auf den Beinen, um noch  vor dem Frühstück drei der sechs neu hinzugekommenen Patenkinder zu besuchen. Jedes bekam mehrere Geschenke: Kleidung, Schulzeug und Zahnbürsten für die ganze Familie. Für uns als Patentanten bzw. Patenonkel war es sehr schön, die eigenen Patenkinder persönlich kennenzulernen, ihre Häuser zu sehen und mehr über sie zu erfahren. Die Familien nahmen uns freundlich auf und die Kinder freuten sich sehr über die neue Kleidung und die anderen Geschenke. Es überraschte uns, dass sogar Fünfjährige schon ihre Namen schreiben können – auf Nepali und Englisch. Schon erstaunlich, wie viel Dankbarkeit uns entgegenschlägt, dabei beträgt die Unterstützung pro Jahr nur 60 Euro für jedes Patenkind, doch allein davon können Schuluniform, Schulrucksack, Schuhe und Schulmaterialien finanziert werden. So kann hier zunehmend eine Reduktion der Analphabeten erreicht werden. Mit Hilfe Schulbildung können viele Probleme verstanden und gelöst werden.




Während die Patentanten und –onkel die Kinder beschenkten, saß der Rest des Trupps vor dem Gemeinschaftsraum und verhungerte langsam aber sicher, denn es war mittlerweile bereits halb elf. Mit Wäsche waschen und Lesen hatte man sich bereits versucht die Zeit zu vertreiben.  Zum Frühstück gab es wieder die leckeren Nudeln, was uns verständlicherweise sehr gefreut hat, und es blieb erneut wenig übrig. Nach dem verspäteten Frühstück kramten wir in unserer großen Geschenkauswahl herum, um ein paar schöne Dinge für die Primary School herauszusuchen: Jedes Kind sollte eine warme Wintermütze und einen Kugelschreiber bekommen, außerdem Spielzeug wie Murmeln, Frisbees und Springseile für Spaß und Abwechslung in der Pause.
In der Primary School gibt es vier Schulklassen und eine Kindergartengruppe, insgesamt gehen knapp achtzig Schüler dort zur Schule. Trotz des Regens wurde der obligatorische Morgensport auf dem Schulhof mehr oder minder motiviert durchgeführt.


Auch besuchten wir jede Klasse in ihrem Raum und brachten allen Kindern unseren bereits bekannten Song: „Head, Shoulders, Knees And Toes“ bei – selbst die ganz Kleinen ließen sich begeistern. Als der Regen endlich vorüber war, packten wir das Spielzeug aus und zeigten den neugierigen Kindern Spiele wie Frisbee, Ball oder Gummihopse.


 Selbst die Allerkleinsten verloren schnell ihre Scheu und die Gruppen wurden immer größer. Es gelang uns immer besser, die Frisbee zu fangen, ohne jemanden am Kopf zu treffen und alle hatten ihren Spaß.
Nach einer knappen Stunde Spiel mussten wir uns leider schon  verabschieden, da unser Lunch bereits auf dem Tisch stand: Dal Bhat. In unserer Mittagspause kauften einige von uns im nahegelegenen Mini-Laden unzählige Packungen Kokoskekse, die wahlweise an herumrennende Hunde, Kinder und Lehrer verfüttert wurden. Die übrigen Packungen legten wir als Vorrat für die noch folgenden Wandertage an. Anschließend besuchten wir weitere Patenkinder, die gefühlte Kilometer vom Dorfzentrum entfernt wohnten, denn unser Patendorf Pelmang erstreckt sich nicht nur über eine beträchtliche Länge sondern auch über 700 Höhenmeter. Die künstlerisch Begabten unter uns strichen in dieser Zeit die Fensterrahmen der Health Post mit entsprechend vom Baumeister vorgeschriebenen Farben an.



Als es dann langsam zu dunkeln begann, spielte der Rest der Gruppe mit Kindern aus dem Dorf eine Partie Frisbee, bei der die Schlammspritzer nur so flogen. Jeder durfte außerdem beim Zubereiten des Abendbrots helfen und sich selbst daran versuchen Momos zu herzustellen – Momos sind traditionelle nepalesische Teigtaschen, ähnlich wie Piroggen oder Tortellinis, in unserem Fall gefüllt mit einem grünen Brennnessel-Kräutermix.

Den Abend vertrieben wir uns erneut mit mehreren Uno-Runden mit den Nepalesen um den großen Gemeinschaftstisch.

Zitate des Tages:

„Das schneckt gut.“ Mila beim Probieren der schneckenschleimähnlichen Brennnesselsuppe, die tatsächlich besser schmeckte, als sie aussah

„Wenn ich eine Nacktschnecke wäre, würde mir das hier sogar noch viel besser schmecken.“ Ein gewisser Mathelehrer über oben genannte Brennnesselsuppe

Dal Bhat Counter: IX




07.10.2018 - Waschweiber und Blumenketten


Laut Plan sollte uns Machhindra um acht Uhr wecken, er tat es allerdings nicht. So nutzten wir alle die Zeit bis zum Frühstück auf unterschiedliche Weise. Einige schliefen länger, einige spielten mit den Kindern und ein Großteil verbrachte den Morgen am Fluss, um dort Wäsche zu waschen. Dabei fiel der Vergleich mit Waschweibern am Ganges, die den neusten Tratsch austauschen.

Mit liebevoll nepalesischer Verspätung bekamen wir um halb zehn unser Frühstück – leckere gebratene Nudeln, die ausnahmsweise mal von allen komplett aufgegessen wurden. Vor der Reise hätten wir uns nicht vorstellen können, dass Nudeln einmal zu unserem Lieblingsfrühstück werden würden... Aber in Nepal ist ja bekanntlich alles anders.

Auf dem Tagesplan stand heute zuerst der Besuch der Pelmang Secondary School, die acht Klassen und zwei Kindergartengruppen umfasst. Nach einer warmherzigen Begrüßung und erneut vielen Blumenketten durften wir am allmorgendlichen Sport- und Tanzprogramm teilnehmen, was uns allen viel Freude bereitete.



Die Kinder betrachteten uns zuerst mit einer Mischung aus Verwirrung, Faszination und Staunen, aber sie waren sehr neugierig, wurden immer aufgeschlossener und sangen am Ende unseres Besuches sogar englische Lieder mit uns. In kleinen Gruppen besuchten wir die Klassen während des Unterrichts: Nepali, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften. Aufmerksam verfolgten wir die nepalesischen Lehrmethoden. Der Mathematikunterricht kam schon fast dem hervorragenden Unterrichtsgeschehen am AAG gleich, während die anderen drei Unterrichtsfächer eher frontal abliefen. Den Englischunterricht lockerten wir jedoch durch den bekannten Song „Head, shoulders, knees and toes“ auf, der von den Kindern begeistert mitgesungen wurde.


Wir unterhielten uns auch ein wenig mit den Lehrern und sprachen über Möglichkeiten, den Unterricht noch weiter zu verbessern.
Nach dem Mittagessen nahmen die Waschweiber erneut ihre Position am Ganges ein, es wurde getratscht und ein weiterer Beutel Wäsche gereinigt. Für den Nachmittag war ein Besuch der Health Post (Krankenstation) geplant, bei dem wir erfuhren, wie in Nepal eigentlich ein Haus gebaut wird. Zuerst müssen Steine aus den umliegenden Bergen herantransportiert werden, die dann auf die richtige Größe zugehauen und abgeschliffen werden. Vom Fluss wird Sand geholt (dabei helfen alle Dorfbewohner mit), dieser wird für die Herstellung des Zements verwendet. Wenn man bedenkt, dass die Health Post bis Dezember dieses Jahres fertiggestellt werden soll, ist es eine schier unmöglich scheinende Aufgabe. Doch da das ganze Dorf an den Anstrengungen beteiligt ist, sind wir zuversichtlich, dass das Gebäude rechtzeitig für das Health Camp 2019 fertiggestellt werden kann. Für uns, die einen Hausbau nur in Verbindung mit Baggern und Maschinen kennen, ist es völlig neu zu sehen, wie dies alles von Hand verrichtet werden muss.
Wir teilten uns in drei Gruppen auf: Fünf Leute bestrichen die Fenster- und Türrahmen der Health Post mit der rosafarbenen Grundierung, ein paar andere pulten zusammen mit den Dorfbewohnern die Früchte aus Machhindras Kardamompflanzen heraus und der Rest unserer Truppe sortierte die mitgebrachten Kleidungsstücke, was zeitweise in einem Chaos mittlerer Größe ausartete. Als endlich alle Klamotten nach Geschlecht und Größe geordnet und ein deutsch-nepalesisches Frisbeematch beendet worden war, gab es zum Abendbrot – Überraschung, Überraschung – Dal Bhat. Mehrere Uno-Partien auf Englisch beendeten unseren ersten Tag in Pelmang.

Zitate des Tages:

„Wenn Asiaten einreisen, müssen wir Deutschen ja dann einkartoffeln“ Sophie

„Ich hätte noch Pickle und Grünzeug abzugeben“ Marlen beim Abendessen

Dal Bhat Counter: VIII



6.10.2018 - Endlich in Pelmang


Ja, wir leben noch und was in den letzten Tagen passiert ist, gibt es jetzt auch zu lesen. Bilder folgen so bald wie möglich.


Unser Tag begann mit dem unschönen Geräusch einer sehr motivierten Motorsäge und seltsam knurrenden Hunden in der Dunkelheit - dafür durften wir aber unser aller Lieblingsfrühstück genießen: Chapati mit Omelett und Honig. Ausnahmsweise hatten wir nur wenig Verspätung, als wir unseren letzten Wandertag nach Pelmang antraten. Der von Machhindra so angepriesene „flat way“ entpuppte sich als up-and-down, war aber auf alle Fälle erträglicher als in den letzten Tagen… Überraschenderweise schafften wir es tatsächlich mal, zur typisch deutschen Mittagszeit zu essen: exakt um zwölf Uhr wurde uns unser sechstes Dal Bhat serviert und danach wurde der Wandermarsch durch einen kurzen Abstecher auf den Wochenmarkt in Bung aufgelockert. Der Markt zeigte uns einmal mehr wie anders Nepal  ist, denn obwohl uns auch die Vielfalt der dort angebotenen Sachen beeindruckte, wurden wir überall mit viel „Namaste“  und „Zewakeh“ freundlich begrüßt und beäugt. Wie Tiere mit großer Freude auf der Straße geschlachtet werden ließ uns dann doch innehalten.


Plötzlich trennten uns nur noch zwei Stunden von unserem Patendorf (allerdings hofften wir, dass es sich nicht um das nepalesische Zeitgefühl handeln würde). Und siehe da: wir brauchten nur anderthalb Stunden, in der wir eine Hängebrücke überquerten sowie mit den Trägern „Ich packe meinen Koffer“ spielten (Englischkenntnisse lassen grüßen).



Auch wenn wir einen netten Empfang erwartet hatten – mit einem großen Willkommensplakat samt unseren Fotos und tausend duftenden Blumenketten um den Hals hätten wir nicht gerechnet – OLONEWE an all die Kinder und Erwachsenen, die uns so herzlich und freundlich aufgenommen haben. Mit den vielen selbstgemachten Blumenketten schmückten wir einige Häuser im Dorf.



Nach einer ausgiebigen Fotosession wurden wir auf die Zimmer verteilt. Während sich die Erwachsenen in Machhindras Haus einnisteten und wir unsere Taschen in die Quartiere ein paar Meter daneben trugen (einige in extra eingerichteten Guest Houses, andere in dem Haus von Machhindras Bruder), waren wir sehr erleichtert, ein paar Tage nicht durch den Himalaya kraxeln zu müssen. Nach der offenen und herzlichen Begrüßung freuen wir uns schon sehr auf die kommenden Tage, nachdem wir bereits unsere Wäsche im Fluss gewaschen und ausgelassen mit den Kindern Fange gespielt haben.
Hiermit wollen wir auch mal „Donjebat“ (Dankeschön) sagen: Das ganze Dorf hat sich schon Wochen vor unserer Ankunft um unser Wohlbefinden gekümmert. Es wurde Holz aus dem Dschungel mühsam nach Pelmang transportiert, um daraus Betten für uns anzufertigen. (Ein eigenes Bett ist in Nepal nämlich keine Selbstverständlichkeit). Vor dem neugebauten Office steht nun eine „Feldküche“, in der extra für uns gekocht wird. Heute Abend bot uns Machhindra sogar Rindfleisch an – was man in Nepal durchaus nicht alle Tage isst.
Wir können uns gar nicht vorstellen, wie viel Aufwand für uns betrieben wurde, und wir können unseren Dank auch gar nicht genug in Worte fassen (nicht nur, weil hier nur wenige Englisch sprechen). Es kostete die Dorfbewohner große Mühen und Anstrengungen, uns hier einen angenehmen, komfortablen Aufenthalt zu ermöglichen und wir hoffen, dass wir im Gegenzug auch etwas für das Dorf tun können.
Nun sitzen wir alle in dem für nepalesische Verhältnisse luxuriösen Gemeinschaftsraum, trinken Tee, spielen Karten oder lesen und warten auf unser Dal Bhat Nummer sieben.

Suberatri (Gute Nacht auf Nepali)
Imtschakee (Gute Nacht in der Dorfsprache)

Zitate des Tages:

„Rice is nice.“  Laura

“Heute bin ich Blitzableiter.” Katharina, während sie die herausragenden Wanderstöcke an ihrem Rucksack betrachtet

 Dal Bhat Counter: VII






Samstag, 6. Oktober 2018


Geburtstagswanderung auf dem Weg nach Pelmang

5.10.


Nach einer durchgefrorenen Nacht und einem 10 cm großen Blutegel auf der Treppe, weckte uns unser Freund Machhindra eine halbe Stunde zu spät. Das Ausschlafen und die köstliche Rara-Nudelsuppe, das gute Wetter und die auch wieder getrockneten Sachen, ließen den Tag gut starten. Motiviert und egelfrei wanderten wir durch die nepalesische Landschaft. Allerdings nicht für lange, denn schon nach einer Stunde wurden wir erneut von Blutegeln befallen. Ob in den Schuhen, der Hose oder einfach auf der bloßen Haut, am Ende des Tages mussten einige von uns das Blut aus so manchen Kleidungsstücken waschen.


Unsere Sorgen verflogen, als wir nach vierstündiger Wanderung endlich unser wohl verdientes und wiedermal nett angerichtetes Dal Bhat genießen konnten. Neben dem nepalesischen Hauptgericht, bot der Tag aber auch andere kulinarische Köstlichkeiten wie beispielsweise Pomelos, Bananen und „Nepali-Chocolate“. Dabei offenbarte sich die Unfähigkeit unsererseits Bananen zu schälen- zu meiner Verteidigung: Die Bananenschalen waren sehr klebrig und hart. 

Der egelige und extrem heiße Vormittag wurde geprägt durch einen sehr steilen und nicht enden wollenden Abstieg. Das Highlight des Tages war dabei das Überqueren einer 30 m langen und äußerst instabilen Hängebrücke über den reißenden Fluss „Milky-River“. 



Nach dem Mittagessen ging es mehrere Stunden bergauf. Aufgelockert wurde das Ganze dafür durch ein paar Regenschauer, die dafür sorgten, dass wir unsere Ponchos innerhalb kürzester Zeit mehrmals an- und ausziehen mussten. Pünktlich mit dem Gewitter erreichten wir um 18 Uhr unsere Unterkunft und feierten Eves Geburtstag mit einer spektakulären Feuershow, Geschenken und nepalesischer Musik und Tanz. Übrigens lernten wir dabei auf verbal unkomplizierte Weise unsere Träger besser kennen.



So geht Wandertag zwei zu Ende und in unseren pinken Bambuszimmern werden die Stirnlampen ausgeknipst.
Dal Bhat Counter: IIIII




Trekkingtour Saleri – Rokti
04.10.

Jetzt wissen wir: so fühlt es sich also an, das Wandern im Himalaya. Manchmal kommt der Gedanke auf, dass es doch nicht anders ist als in den Alpen, im Riesengebirge oder in der Sächsischen Schweiz.  Sieht man sich allerdings um – die Menschen, Pflanzen, Häuser … dann merkt man, wir sind im Himalaya – dem höchsten Gebirge der Erde!



Doch von Anfang an: Um 7 Uhr werden wir geweckt, ordnen das Chaos in den Zimmern einfach um zu einem Chaos im Seesack, ziehen ihn zu und schon ist er bei unseren Trägern. Das Frühstück besteht aus Chapati, Omelett und Tee. Noch schnell ein Gruppenfoto mit den Trägern und schon geht’s los.


Jetzt wird es sich erbarmungslos zeigen, ob der Tagesrucksack alles enthält, was man benötigt, ob er nicht zu schwer ist, ob das Fitness-Vorbereitungsprogramm von zu Hause angeschlagen hat und sonst alle Erwartungen mit der Realität übereinstimmen.
Das Wetter ist zunächst wanderfreundlich, etwas bewölkt, wenig Wind, Temperaturen um die 20°C. Wir kommen bald ins Schwitzen, doch eigentlich geht es prima voran – die ersten Eindrücke sind durchweg positiv. Auch das Überqueren unserer ersten Hängebrücke löst gemischte Gefühle aus.  Bald zieht jedoch Nebel auf und trübt uns so die Sicht auf die gegenüberliegenden Berghänge mit den kleinen Häuschen. Nach knappen vier Stunden erreichen wir hungrig die Lodge, wo unser Mittagessen wartet – natürlich Dal Bhat – der Counter springt innerlich auf 3.

Als wir gerade über einen Nachtisch sprechen, genannt wurden Banana-Split und Schokoeisbecher, fängt es draußen an zu regnen. Also packen wir alles wasserdicht ab, insbesondere uns selbst und starten über Farben und Schnittformen von Regenponchos diskutierend den zweiten Tagesabschnitt.


Der Regen wird stärker – der Weg an manchen Stellen rutschig wie Schmierseife und schließlich kommt ein Abhang, an dem vor allem die wanderstocklosen Trekker mit angstgeweiteten Augen die Hilfe von Machhindra und seinem Träger gern annehmen. Nachdem wir auch diese Prüfung bravourös bestanden haben, schafft es die Sonne zwar nicht, uns wieder zu trocknen, doch einen sehr transparenten Regenbogen zaubert sie uns an den Himmel. Nicht alle sehen dieses Wunder, da sie doch sehr auf den Weg achten oder die letzten Tratschneuigkeiten austauschen müssen.
Schließlich – und damit geht dieser erste und für uns historische Wandertag zu Ende – treffen wir um 18 Uhr in Rokti ein, unserem Nachtlager. Dieser Name klingt zwar wie ein Pokémon existiert als Dorf aber tatsächlich. Schlagartig wird es wie jeden Tag dunkel und so müssen wir unsere Zimmer mit Stirnlampen beziehen, die nassen Sachen aufhängen und uns auf das Abendessen vorbereiten.  Übrigens genießen wir unsere kleinen, zugigen, dennoch trockenen Räumlichkeiten, die besonders durch die Anwesenheit einer begehrten medizinischen Behandlung für die Andere so Einiges zahlen würden, bereichert wurden – Blutegel.
Das Abendessen (Counter = 4) war diesmal besonders, denn der Reis war in eine ansprechende Form gebracht worden.
Morgen geht es dann weiter – wir hoffen auf etwas mehr Sonnenschein! (:

Dal Bhat Counter: IIII