Sonntag, 14. Oktober 2018

9.10.2018 – Sauberkeit und Arbeitseinsatz


Über einen klassischen Morgen in Pelmang: Es ist circa sieben Uhr nepalesischer Zeit. Im Schlafsack hat sich nach dem ewigen Herumwälzen am Abend dann doch die optimale Schlafposition gefunden, die nun bald zu verlassen gedacht werden muss. Durch das kleine Fenster fällt ein wenig Licht in das Vierbettzimmer. Vor dem Flachbau sind schon unsere unermüdlich freundlichen Gastgeber zu hören, die bereits mit den Vorbereitungen für die morgendliche Tea-Time und das Frühstück begonnen haben. Nun wird es mit jeder Minute lauter, denn sobald die ersten Kinder draußen geräuschintensiv ihre neuen Murmeln rollen, ist mindestens eine weitere Person  von uns, die im Flachbau mit Gemeinschaftsraum übernachten, ebenfalls erwacht. Ist dieser Fall eingetreten, lassen die morgendlichen Wühlereien in den Seesäcken nicht mehr lange auf sich warten. Da in diesem zukünftigen Office sowohl unsere drei Schlafräume, als auch der große Gemeinschaftsraum zum Dach hin miteinander in Verbindung stehen und entsprechend unter dem Dach nicht geschlossen sind, teilen wir uns sozusagen alle ein großes Zimmer mit noch größerer Geräuschkulisse. Auch in der zweiten Schlafstelle, dem Haus von Machhindras Bruder Nandras, geht es so ähnlich zu und schon gegen sechs Uhr werden draußen fleißig Steine für die künftige Krankenstation geschliffen. Schlagartig sind so alle aufgewacht und nach kurzem Genuss des letzten gemütlichen Augenblicks wird auch schon die Zimmertür aufgestoßen und  das helle Licht der warmen Morgensonne fällt erbarmungslos ein. Ein weiterer sonniger Morgen wartet auf uns.

Beschreibung: F:\DCIM\100NCD90\dorfvonoben.jpg

Am elften Tag unserer Reise erwarten uns endlich der nepalesische Bergfluss und eine zweite Willkommensfeier in der Primary-School.

Am Morgen gibt es erst einige Streitigkeiten über das deutsch-nepalesische Zeitgefühl, das ist aber schnell vergessen, als wir endlich zur ersehnten Waschgelegenheit am Fluss aufbrechen. Das Vorfrühstück stellen dabei Tee und dazu ein paar Kekse dar. Gegen halb neun spazieren dann neunzehn fünf Tage lang ungewaschene Deutsche durch Pelmang und besuchen auf dem Weg zum Fluss zwei Patenfamilien. Die Waschstelle lässt sich als reißender, eiskalter Bergfluss mit vielen Steinen beschreiben, der mit plötzlichen Untiefen überrascht. Nichtsdestotrotz findet jemand, der sich lange auf eine Möglichkeit zum Waschen gefreut hat, hier eine geeignete Stelle.


Etwa eine Stunde später kehrt die Gruppe mit frisch gewaschenen Haaren, gutem Geruch und großem Hunger wieder zurück. Das eigentliche Frühstück wird dann um halb elf eingenommen. Es besteht zu unserer großen Überraschung aus Pommes mit Chili-Dip und Salz. Nachdem wir mit deutscher Kost (in nepalesischem Stil) gesättigt sind, beginnt die Arbeit. Die Fenster- und Türrahmen des im Bau begriffenen health post (Krankenstation) müssen gestrichen werden. Das heißt für uns harte Arbeit im prallen Sonnenschein und wir sind froh, dass wir nicht mit den fleißigen Steinmetzen tauschen müssen. Bis Ende Dezember soll die kleine Krankenstation fertig sein, und uns wird klar, dass bei so viel Handarbeit wohl wieder nepalesische Zeiteinheiten gelten werden. Außerdem freuen wir uns, dass wir ein wenig der bislang immerhin schon zu 2/3 abgesicherten Finanzierung durch unsere Arbeit abnehmen konnten. Andere Arbeitsgruppen bringen eine Anschrift an das Office an (das Gerüst ist auch hier „Nepali Style“),  weiterhin verzieren unsere Künstler die Wand des selbigen mit drei  Mandalas herrlichen Mandalas. Außerdem gibt es noch weitere Patenkinder zu besuchen.



Parallel werden schon die ersten Kleidungstücke ausgegeben und anprobiert, bis es dann um vierzehn Uhr endlich wieder Dal Bhat zum Mittagessen gibt.
Nach der Verköstigung geht es direkt in die Primary School, wo wir freundlich von den Dorfbewohnern empfangen und auf unsere Sitzplätze, frontal zu den Nepalesen, geleitet werden. Nach Gruß- und Dankesworten werden uns Geschenke überreicht. Darunter befinden sich zum Beispiel zahlreiche Gebets-und Schutztücher (Mala), mehrere Bambusflechtereien, ein Messer und ein Hut. Sobald dem Protokoll Genüge getan ist, beginnt das eigentliche Programm. Angefangen mit der Primary-School werden uns einstudierte Tanzeinlagen dargeboten und am Ende tanzen sogar wir zu einem Lied der Secondary School mit. Um wetterbedingt nicht kaltzulaufen, veranstalten die Kinder zwischendurch auch einen Wettkampf im Sackhüpfen.


Der Nachmittag geht durch den Andrang auf die Kleiderausgabe hektisch in den Abend über, die erst mit dem Abendbrot um viertel zehn endet. Kleiderausgeben ist dabei keinesfalls so einfach wie es vielleicht für den Laien vorerst klingen mag. Die in Deutschland fleißig gesammelten Kleiderspenden liegen sorgfältig sortiert auf einer Plane am Boden des Office und durch die Tür drängen mal größere, mal kleinere Gruppen Dorfbewohner. Für Männer, Jungen und Mädchen ist immer schnell etwas Passendes gefunden, aber die nepalesischen Frauen zeigen sich schon eher wählerisch. Kritisch werden die verschiedenen Dresses, Shirts und Skirts betrachtet und oft mehrfach umgetauscht, aber letztendlich verlassen alle den Raum mit fröhlicher Miene und einigen neuen Teilen.



Zu Essen gibt es dieses Mal das traditionelle Pelmang-Gericht „Diro“, welches  aus Schwarzhirse und Pickle besteht und zusammen mit Kartoffelcurry gereicht wird. Auch wenn dieses extraordinäre Nahrungsmittel eigentlich mit der rechten „reinen“ Hand gegessen wird, trauen wir uns nur mit Besteck und kritischem Blick.



Unseren letzten Abend in Pelmang verbringen wir damit nepalesische Lieder zu singen, zu tanzen und dem Versuch die bevorstehende siebenstündige Wanderung zu verdrängen. Fast panisch werden nebenbei die letzten See- und Rucksäcke bereit gemacht. Später sinken wir durch das ausgelassene Feiern in einen angenehmen Schlaf.

Zitate des Tages:

„Die Kinder bewegen sich ja.“ Josephine beim Traubenzucker verteilen

„Das Patenkind liegt auf dem Weg.“ Frau Götz über Wohnort der Patenfamilie

„Ich kann sowieso keine Nasen malen.“  anonym zur Götzschen Aufforderung beim Streichen des Gebäudes Nasen zu vermeiden

Dal Bhat Counter: X


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen